In seinem Stotter-ABC lässt der erfahrene und renommierte Stottertherapeut Wolfgang Wendlandt all sein Wissen und seine Erfahrung in eine Art Lexikon einfließen, in dem die Leserin bzw. der Leser nach Herzenslust und je nach Bedürfnis stöbern kann.
Wie bei Wendlandt gewohnt richtet sich der Blick dabei weit über den Tellerrand von Stottersymptomen und deren motorischer Beeinflussung hinaus auf eine Vielzahl von bedenkenswerten Aspekten: Im ABC finden sich neben obligatorischen Schlagwörtern wie Advertising, Pseudostottern oder Rückfall auch unerwartete wie Engelskreis, Lufthoheit oder Schweinehund und erstaunliche wie Geiz, Haut oder Kleist. Auch erfährt man nicht nur etwas über die wünschenswerte Qualifikation der Therapeut:innen, sondern der Autor thematisiert ebenfalls eine Qualifikation der Stotternden.
Ein besonderes Anliegen ist Wendlandt stets die ganz konkrete und strukturierte (Eigen)Arbeit am Stottern, mit deren Hilfe sich ebenso konkrete und sichtbare Erfolge erzielen lassen.Im zweiten Teil des Buches finden die Leser:innen zu diesem Zwecke 35 Arbeitsbögenmit vielen praktischen Tipps und Übungsvorschlägen. Die Veränderungsarbeit am Stottern kann damit sofort beginnen.
Das Buch ist eine reichhaltige Fundgrube für Stotternde, für Therapeut:innen und alle am Thema Stottern Interessierten.
Rezensionen / Stimmen
aus: Der Kieselstein - Forum der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V. 44. Jahrgang, Heft 4, November 2022
.Im Unterschied aber zu einem Lexikon, liefert dieses Schlagwort-ABC nicht einfach Sachinformationen über Wichtiges in der Stottertherapie. Vielmehr spricht der Autor die Lesenden immer wieder direkt an, wählt das "Du" als Adressat*in, erzählt mir sozusagen seine Erfahrungen, stellt mir Fragen, regt zum Nachdenken an und stellt Aufgaben. Viel Persönliches von Wolfgang Wendlandt klingt zwischen den Zeilen mit - dazu tragen auch Bilder, Gedichte, Wortspiele, Aphorismen bei, die immer wieder in die Texte eingestreut sind. So entsteht beim Lesen der Artikel schon ein Gespräch, eine Kommunikation - und Kommunikation in Gang zu bringen, ist ja erklärter Sinn und Zweck des Wendlandt'schen Therapieansatzes. Dieses Buch hat ein leidenschaftliches Anliegen, es will bewegen; und wer sich als Leser*in bewegen lässt, findet eine Fülle von Ideen, Tipps und Anregungen, auch Korrekturen für sich selbst. Und damit es auch wirklich ins Leben kommt, sind zu den ABC-Artikeln im zweiten Teil des Buches passende Arbeitsbögen hinzugefügt mit sehr konkreten Tipps, wo und wie man mit dem persönlich gerade wichtigen Schlagwort beginnen und etwas ausprobieren kann.
Mein eigener Einstieg
"Persönlich gerade wichtig": Das ist der rote Faden, mit dem ich mich in dieses Buch hineinlesen kann, immer wieder mal, je nach Bedarf und Interesse. Selbst erlebt: Nach einem ziemlich verstotterten Tag denke ich abends: "Pseudostottern wäre mal wieder eine gute Alternative.", schlage dieses Stichwort nach - und finde eine kundige, differenzierte Darstellung, etliche Querverweise in alle thematischen Richtungen (sogar einen Video-Link), von denen mir ein oder zwei genau mein Thema zeigen . Ein anderes Mal blättere ich einfach rein und bleibe hängen bei einem Begriff, an den ich nie gedacht hätte, der aber viel mit mir zu tun hat. Und auch bei eigentlich vertrauten Standardthemen gab es immer mal kleine oder größere persönliche Aha-Erlebnisse: Dass das "Pausenmachen" beim Sprechen, das mir so unsagbar schwerfällt, mit "Frustrationstoleranz" zusammenhängt, hat mir plötzlich mein Problem erklärt. Oder dass "Entspannung" die entscheidende Grundlage für gelingende "Modifikationen" sind, baut eine neue Brücke, meine Aufmerksamkeit anders zu verteilen.
Wegbegleiter für lange Strecke
Die vielen guten Erklärungen, Gedankenblitze, Anregungen, Fragen im Stotter-ABC machen immer wieder Mut, bringen auf Ideen und in Bewegung. Das Buch ist nicht zum Einmal-Durchlesen gemacht, sondern eher als Wegbegleiter auf der langen Strecke, die ich mit meinem Stottern eben zu gehen habe. Wolfgang Wendlandt kennt die Problematik bis in alle Ritzen hinein und ist so ehrlich und einfühlsam, auch über "Stagnation", "Überforderung", "Schweinehund" und "Geduld" zu schreiben. Zugleich hält er unbeirrbar und für mich auch provozierend daran fest, dass Stottern immer und bei jedem/jeder Betroffenen nachhaltig veränderbar und das Leiden an dieser Beeinträchtigung heilbar ist, auch wenn noch Stottern bleibt.
Ein "echter Wendlandt"
So ist dieses Buch wiederum ein "echter Wendlandt": Stottern als Kommunikationsstörung ganzheitlich zu verstehen, die Selbstwahrnehmung und Selbstverantwortung zu fördern, eine systematische Veränderungsarbeit aufzubauen und zugleich durch spielerische Leichtigkeit dem Thema die Schwere zu nehmen, das zeichnet seinen therapeutischen Stil aus. Im Stotter-ABC, so scheint mir, begegnet man jedoch noch mehr als in den anderen Werken dem Menschen Wolfgang Wendlandt, der viel von sich zeigt: von seiner therapeutischen Leidenschaft und Freude ebenso wie von seiner lebenstiefen, ja meditativen Nachdenklichkeit, besonders in den begleitenden Bildern und Gedichten. Das ist ein sehr persönliches Geschenk an die Leser*innen, das mich mit Dank erfüllt!
Zum Schluss: Wem gehört dieses ABC?
Nun liegt das Buch vor mir auf dem Tisch: "Mein Stotter-ABC", und ich frage mich: Wem gehört es eigentlich? Wer sagt da: "mein" ABC? Ist es der Autor, der damit so etwas wie die Summe seiner Kenntnis und Erfahrung vorlegt? Oder ist es mein ABC, so wie einst die gleichnamige Schreiblern-Fibel, die ich als Erstklässlerin im Ranzen trug und mit der ich, begeistert neue Buchstaben malend, allmählich Lesen und Schreiben lernte? Dann wäre "Mein Stotter-ABC" so etwas wie ein Schlüssel, mit dem ich, immer neu buchstabierend, mein Stottern allmählich verändern kann, hin zu mehr Freiheit und Kommunikation. Wie es im letzten Satz des dicken Buches heißt: "Lass auch Du Dich beflügeln von den Möglichkeiten, die vor Dir liegen." Jede*r kann sich also entscheiden, wem dieses Buch gehören soll .
P.S. - ganz praktisch: ABC-Treff gründen
Eine Idee, die mich beim Umgang mit diesem Buch beschlich, ist vermutlich ganz im Sinne des Autors: Ich kann mir dieses Buch sehr gut als Gesprächs- und Arbeitsgrundlage für eine Selbsthilfegruppe vorstellen, vielleicht für einen speziellen "ABC-Treff". Die Kombination von großer inhaltlicher Bandbreite einerseits und individuell frei wählbarem Fokus andererseits könnte ein fruchtbarer Ansatz zu Austausch und Entwicklung sein, auch über eine längere Zeit hinweg. Wenn mehrere zusammen mit dem Stotter-ABC unterwegs sind, kann das eine interessante und zielführende Wanderung werden.
Schwester Teresa Friese, lebt als Benediktinerin (Ordensfrau) in der Abtei Varensell.
sr.teresa@abtei-varensell.de
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aus: Der Kieselstein | Februar 2023'
"Manchmal kann es sich auch lohnen - unter bestimmten Umständen - über den folgenden Satz nachzudenken: DAS ZIEL IST IM WEG."
Solche Denkanstöße auf seine, ihm ureigene, kreative Art und Weise blitzen immer wieder auf, wenn er all sein Wissen und Erfahrung in eine Art Lexikon einfließen lässt. Hier kann ich als Dozent für Redeflussstörungen, wie auch als Praktiker in der täglichen Arbeit mit Klienten, nach Herzenslust stöbern und immer wieder neue Anregungen finden, auch wenn mir viele Bücher von Wolfgang Wendlandt schon bekannt sind.
Es ist gut gegliedert in eine pfiffige Einleitung, die einen guten Überblick ermöglicht, und danach das Herz des Buches mit Schlagwörtern des Stotter-ABC, sowie Arbeitsbögen für die Eigenarbeit und Therapie. Insgesamt gibt es neue Anregungen, auch wenn man die Arbeitsbögen aus seinem letzten Buch Abenteuer Stottern bereits kennen könnte. Selbst das Nachwort hat nochmals Tiefe und regt zum weiteren Forschen in Sachen eigenem Stotter-ABC an. Gleichzeitig hat er nicht den Anspruch, die in der Wissenschaftsszene bekannten Sachverhalte erneut darzulegen.
Besonders gut gefällt mir, dass keine Reihenfolge des Lesens eingehalten werden muss und wirklich nach Bedarf (Fragen von Klienten) und Laune (eigene Fragestellungen) geschmökert werden kann. Oft ergibt sich aus einem Gedanken (Schlagwort) wie z.B. Kleist, Heinrich von, eine spannende Querverbindung zu einem ganz anderen Thema wie Improvisation und weiter zu In Vivo-Arbeit und plötzlich taucht dann noch ein spannendes Foto oder Gedicht auf, ich komme ins Nachdenken und nicht nur ins Schmunzeln. Unter "Psychische Faktoren" werden bekannte Sichtweisen gut geordnet dargestellt und mit Äußerungen der Klienten sehr anschaulich in auslösende und verstärkende innerpsychische Faktoren nachvollziehbar gemacht.
Richtig hilfreich finde ich die Möglichkeit, die vielseitigen und neu überarbeitenden Arbeitsbögen als pdf-Dokument herunterladen zu können. Dieses Buch ist wirklich eine große Bereicherung, eine Quintessenz aus 50 Jahren Erfahrung mit der Stottertherapie, Improtheater und Lust am kreativen Gestalten von Büchern.
Karl Schneider, Freiburg
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aus: logoTHEMA, Jan. 2023
Zeitschrift des Berufsverbandes der österreichischen Logopäd_innen (logopädieaustria)
Chapeau! Herr Wolfgang Wendlandt wartet mit einem neuen Meisterstück auf, das in sprachlicher Feinarbeit und mit viel Charme auch jene Themenbereiche des Stotterns präsentiert, die wir dringend gebraucht haben - oder nicht davon gewusst haben, dass wie sie noch brauchen.
In seinem neuen Buch "Mein Stotter-ABC" rückt er die Kommunikationsproblematik in den Focus und zeigt somit einfühlsam auf, dass die Auseinandersetzung mit dem Stottern, in allen Facetten, nur am Parkett der Interaktion, in den Begegnungen mit Menschen gelingen kann.
Fettgedruckt und groß geschrieben finden wir Themen - Klassiker wie Identifikation, Desensibilisierung, Modifikation, Generalisierung, Fluencyshaping, Pullout und beispielsweise In-vivo-Arbeit. Diese werden allerdings nicht im Sinne eines wissenschaftlich aktualisierten Werks präsentiert, sondern zeigen Herrn Wendlandts immensen Erfahrungsschatz und bieten uns praxiserprobte Lösungswege sowie wertvolle Sichtweisen der Betroffenen, den Kontext der Therapie und der Selbsthilfe an. Kleingeschrieben und wie zwischen den Zeilen präsentiert werden aber auch die Themen Compliance, Empathie, Leidensdruck, Habituation, Advertising, Kognition, Imagination, Notfallkoffer, Schweinehund, Scheitern und Vorteile des Stotterns "aufgeschlagen". Im Kleingeschriebenen liegt auch die große Chance für die Leser_innen, Insiderwissen zu erhalten und therapeutische Abkürzungen zu entdecken. Das Buch will jedenfalls als Nachschlagewerk von A-Z verstanden werden, das uns, bestückt mit stimmig ausgewählten, großartig selbstverfassten Gedichten und lebensechten Betroffenenbeiträgen in gewohnter Wendlandtmanier Begleiter sein will - in der Arbeit mit stotternden Menschen und der ständigen Kalibrierung Betroffener im Umgang und der Auseinandersetzung mit dem eigenen Stottern. Ein wiederum hochgeschätztes Werk, das Mut macht und berührt zugleich.
Lisa-Maria Grießer, MSc, Logopädin (Österreich)
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