Im Jahr 1956 begann in Schleswig-Holstein der physische Aufbau der Bundeswehr. Gemäß Artikel 87a des Grundgesetzes handelte es sich dabei um eine Angelegenheit des Bundes: »Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf.« Dennoch fand der Streitkräfteaufbau zwangläufig in den Ländern statt und war folglich ein Unternehmen, das in vielerlei Hinsicht zwischen Bund und Ländern abgestimmt werden musste. Die Länder verfolgten dabei andere Interessen als der Bund, für den die Stationierung in erster Linie verteidigungsstrategischen Erfordernissen genügen musste.
Am Beispiel des Bundeslandes Schleswig-Holstein wird untersucht, inwieweit bei der konkreten Umsetzung der Verteidigungsplanung die Interessen der Landesregierung eine Rolle spielten und ob das Land Einfluss auf die Stationierungsvorhaben nahm. Das Buch beschreibt die Interaktion zwischen Bundespolitik und Landespolitik in der Aufbauphase der Streitkräfte und nimmt dabei auch die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen des Streitkräfteaufbaus in den Blick.
https://www.regionalgeschichte.de/detailview?no=1259
Rezensionen / Stimmen
Vergleichbare Konflikte, wie sie Leonie Hieck für Schleswig-Holstein aufgezeichnet hat, dürfte es in allen anderen Bundesländern, in denen die Bundeswehr bei ihrem Aufbau Standorte bezogen hat, gegeben haben. Diese dürften aber, wie jene im äußersten Norden, jeweils spezifischer Art gewesen sein. Ihnen nachzugehen, ist ein Desiderat. Hieck hat mit ihrer Flensburger Dissertation gezeigt, wie man diese Arbeit anzugehen hat. Ich habe selten eine so kompetente Dissertation zur Zeitgeschichte gelesen. Sie schließt eine Forschungslücke und fordert zu weiteren Untersuchungen auf gleichem Niveau heraus. Die Arbeit enthält zahlreiche informative Tabellen, aber leider kein Register.
Eckardt Opitz, in: Militärgeschichtliche Zeitschrift 83, 2024
In ihrer fundierten Flensburger Dissertation untersucht Leonie Hieck die Aufstellung der Streitkräfte in Schleswig-Holstein in den Fünfziger- und Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts. Sie analysiert die Aushandlungsprozesse und Konflikte zwischen den jeweils verantwortlichen Stellen der Bundeswehr, der Bundes- und der Landespolitik. Während für den Bund konkrete verteidigungsstrategische Erfordernisse handlungsleitend waren, hatten die Länder jeweils eigene, oft regional und lokal bestimmte Interessen. Die Verfasserin untersucht am Beispiel Schleswig-Holstein die Interaktion zwischen der Bundes- und der Landespolitik und die konkrete Umsetzung der Verteidigungsplanung. Aufgrund seiner geografischen Lage nahm das nördlichste Bundesland eine Schlüsselstellung ein und galt als kriegswichtiger Eckpfeiler gegen die Kräfte des Warschauer Paktes.
Die Ansiedlung der Bundeswehr bedeutete für viele Kommunen Schleswig- Holsteins einen ökonomischen Aufschwung und eine Bevölkerungszunahme. Dennoch sahen die Landesbehörden den Streitkräfteaufbau eher als ein notwendiges Übel, nicht als wirkungsvolles Instrument zur Förderung strukturschwacher Gebiete. Insgesamt verhielt sich die Landesregierung daher eher zurückhaltend. Bei der Umsetzung des Streitkräfteaufbaus jedoch setzten sich die Landesvertreter nachdrücklich für zufriedenstellende Modalitäten ein. Erst im Laufe der Zeit wurden die wirtschaftliche Bedeutung und die strukturstabilisierende Wirkung der Bundeswehr erkannt. Mit der Verringerung der Garnisonen ab Ende der Achtzigerjahre stellte sich die Umnutzung der ehemaligen Bundeswehrliegenschaften als neue Herausforderung.
Rainer Hering, in: Auskunft, 42, 2022, Heft 1
Reihe
Thesis
Dissertationsschrift
2020
Universität Flensburg
Sprache
Verlagsort
Zielgruppe
Für Beruf und Forschung
1. Militärhistoriker
2. Zeitgeschichtler
3. Landeshistoriker Schleswig-Holstein
Produkt-Hinweis
Illustrationen
Maße
Gewicht
ISBN-13
978-3-7395-1259-4 (9783739512594)
Schweitzer Klassifikation
Autor*in
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Korvettenkapitän Dr. Leonie Hieck. 1983 geboren in Flensburg. Wiss. Mitarbeiterin im Referat Museums- und Sammlungswesen in der Abteilung Bildung im Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam
https://zms.bundeswehr.de/de/zmsbw-mitarbeiter-hieck-5408948
https://www.youtube.com/watch?v=1zKWAf9Kwdc
Vorwort 7
1. Einleitung 9
1.1 Thema 9
1.2 Fragestellung 13
1.3 Forschungsstand 14
1.4 Quellenlage 25
1.5 Methodik 29
2. Die Streitkräfte in der Bundesrepublik Deutschland bis 1965 33
2.1 Sicherheitspolitik und Verteidigungsbeitrag bis 1955 33
2.2 Der Aufbau der Bundeswehr bis 1965 42
3. Schleswig-Holstein: »Brückenkopf« im Kalten Krieg 55
3.1 Schleswig-Holstein nach 1945 55
3.2 Lage, Topografie und Bevölkerung 58
3.3 Kriegsbild und Bedrohungswahrnehmung 71
3.4 Aufbau der Bundeswehr 84
4. Die Zusammenarbeit von Bund, Land und Militär 110
4.1 Die beteiligten Akteure 110
4.2 Militärische Erfordernisse und Landesplanung 142
4.3 Freimachung von Liegenschaften 154
4.4 Der (materielle) Aufbau der Bundeswehr 221
5. Die Soldaten und ihr Land - Das Land und seine Soldaten 253
5.1 Wechselwirkungen 253
5.2 Manöver und Übungen 258
5.3 Amts- und Katastrophenhilfe 267
5.4 Die Bundeswehr als Wirtschaftsfaktor 274
5.5 Garnison und Gemeinde 284
6. Die Bundeswehr im Spannungsfeld von Bund und Land 319
7. Die Freimachungsmaßnahmen 325
8. Quellen- und Literaturverzeichnis 332
8.1 Archivalien 332
8.2 Gedruckte Quellen 333
8.3 Literatur 334
8.4 Presseartikel 357
8.5 Webseiten 360
9. Abkürzungsverzeichnis 363